organisieren-trainieren-coachen

DIFFERENZIELLES LERNEN

·         Definition
Differenzielles Lernen (auch „Differenzielles Lernen und Lehren“ bzw. „Differenzielles Lehren und Lernen“)[1] ist ein bewegungswissenschaftlicher Lernansatz, den der Sportwissenschaftler Wolfgang Schöllhorn (damals Münster, heute Mainz) 1999 erstmals zur Diskussion stellte. Bei diesem Ansatz wird die modellhafte Vorstellung motorischer Programme zur Bewegungssteuerung zugunsten einer systemdynamischen Auffassung der Entwicklung von Bewegungsfertigkeiten aufgegeben.

Grundlegend für das Differenzielle Lernen ist die Variation der Bewegungen im weiteren Umkreis von Bewegungsidealen. Hierbei kommt es insbesondere zu einer Neubewertung von Bewegungsfehlern. Diese Fehler, die im traditionellen Training zu vermeiden sind, werden bewusst in den Trainingsprozess integriert. Das folgt Erkenntnissen, nach denen sich Bewegungen sowohl von Situation zu Situation als auch von Person zu Person deutlich unterscheiden.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Differenzielles_Lernen
Weitergehende Informationen und Hintergründe sind folgender Quelle zu entnehmen:
Quelle: https://www.sport.uni-mainz.de/Dateien/tws_DifferenziellesLernen.pdf

·         Ziel
Der Ansatz dieses Lernprinzip in das Handball - Training zu integrieren folgt zum einen dem Ansatz, das Training abwechslungsreich, interessant und fordernd zu gestalten und zum anderen auf einem neuen und ungewöhnlichen Weg die SpielerInnen zu verbessern.

·         Umsetzung in das Handball Training am Beispiel des Passens
Das Prinzip des differentiellen Lernens möchten wir beispielhaft anhand des Passens erläutern.
Nach dem allgemeinen warm machen und dem speziellen Einpassen starten wir dem differentiellen Training. Die SpielerInnen erhalten eine verbale Vorgabe, die zusätzlich zum einfacheren Verständnis vom Trainer auch vorgemacht werden kann, zur Bewegungsausführung. Unter dieser Maßgabe soll ein einzelner Pass möglichst zielgenau zum Partner durchgeführt werden. Der nächste Pass erfolgt mit einer anderen Vorgabe.
Die Anweisungen zur Bewegungsausführung sind bewusst so gewählt, dass sie eine „Distanz“ zum Optimum aufweisen.
Typische Vorgaben sind:

a.        aus einer der Grundstellungen (schulterbreit stehen, Schrittstellung li oder re Fuß vorne, einbeinig li oder re)

b.      Die folgenden Positionen während des Passens einnehmen:
auf Zehenspitzen, auf Hacken, auf Außenfuß, auf Innenfuß, stark gebeugte Knie, Oberkörper - Vorlage / - Rücklage, Oberkörper seitlich nach re und li, nur aus dem Handgelenk, Handgelenk bei Wurf nach re/li abknicken, nur aus der Schulter werfen (Ellenbogengelenk verharrt in 180°, 90°, 45°), Schulter hinten und extrem nach vorne (steuern über die Position der anderen Schulter), Oberkörper nicht aufdrehen, Hüfte: vor/zurück , Kinn auf die Brust / in den Nacken, Kopf nach links / re; nicht Wurfarm: eng am Körper / seitlich nach hinten / oben, kein ausschwingen, Wurf über Kopf / über Schulter / über Ellenbogengelenk / ausgestreckt,

c.       Statt aus dem Stand lauten die Vorgaben zum zwei, drei schrittigen Anlauf (Variation über das „falsche“ Bein):
letzter Schritt lang /kurz /tief / nach li und re versetzt, langsam/schnell, …

d.      alle Anweisungen aus b) werden mit 2/3 schrittigem Anlauf kombiniert

e.      Die obigen Anweisungen lassen sich auch für den Sprungwurf vorgeben.

·         Weitere Trainingsschwerpunkte
Statt des Passens lassen sich auch Ziel Punkte mit Kreppband an der Wand markieren.
Zudem bietet sich die Variante 1m über / unter / li oder re neben die Markierung zu zielen.

Zusätzliche Ansatzpunkte für das Training sind Sprünge (einbeinig, beidbeinig) in der grundsätzlichen Variation hoch oder weit, schneller Antritt, das Fangen und weitere Bewegungen sind in der Vorbereitung.

Das differentielle Lernen für Torhüter ist etwas schwieriger und auch nicht in der Bandbreite wie oben beschrieben möglich, da der Torhüter bei seinen Aktionen ja immer eine Reaktion zeigt und somit nicht die Aktion initiiert.
Zudem ist diese Art des Lernens von der Präzision und der Härte des Wurfes abhängig.

·         Schlussbemerkung
Die Effektivität dieser Art dieses Lernens lässt sich schwer erfassen. Hier sind wir auf die Abhandlungen aus der Literatur angewiesen, die einen eindeutigen positiven Lernerfolg zeigen.
Bei der Art wie wir Handball spielen, kommt es nur in den seltensten Fällen zu Handlungen, denen eine optimale Vorbereitung vorausgeht. Die Störungen, die sich z. B. aus der Geschwindigkeit, dem Einfluss des Gegners, der Lage des Spielers in seinem Aktionsraum und dem Zeitdruck ergeben, sind so immens, dass das differentiellen Lernen gerade für unseren Sport einen sehr guten Ansatz zur Optimierung bietet.